Android Studio Jellyfish und Koala

Startschuss für KI-Unterstützung und weitere Neuerungen

Android Studio, die Entwicklungsumgebung von Google für Android, entwickelt sich stetig weiter, um Entwickler:innen die besten Tools für die Erstellung innovativer und leistungsstarker Apps zu bieten. Die letzte Version Jellyfish und das aktuelle Release Koala bringen eine Fülle an neuen Features mit sich, die den Entwicklungsprozess noch effizienter und intuitiver gestalten sollen. In diesem Blogartikel werden einige neue Funktionen der beiden Android Studio Version vorgestellt und näher beleuchtet.

Android Studio Jellyfish: Unterstützung durch künstliche Intelligenz

Android Studio Jellyfish, seit Ende April 2024 stabil, setzt erstmals auf integrierte KI-Features und führt neue Funktionen für effizienteres Arbeiten und verbesserte UI-Entwicklung ein, um so Workflows zu vereinfachen und zu beschleunigen. 

Gemini: Der KI-Assistent in Android Studio

Mit Gemini, vor Release Studio Bot genannt, hält die künstliche Intelligenz (KI) Einzug in Android Studio. Der auf dem Large Language Model (LLM) Gemini 1.0 Pro basierende Chatbot soll Entwickler:innen auf vielfältige Weise unterstützen – und das alles, ohne Android Studio verlassen zu müssen. Dabei ist lediglich eine Anmeldung mit einem Google Account notwendig.

Ende des Jahres soll das neue Gemini 1.5 Pro Modell verfügbar sein, dem voraussichtlich auch weitere Dateien, wie beispielsweise UI-Entwürfe hinzugefügt werden können. 

Gemini in Jellyfish bietet Entwickler:innen flexible Interaktionsmöglichkeiten: Entweder über ein eigenes Chatfenster oder direkt im Code-Editor über das Kontextmenü. Für kontextbezogene Ergebnisse kann Gemini sogar auf die Codebasis zugreifen, wobei hierfür eine Freigabe erforderlich ist. Um die Sicherheit sensibler Daten zu gewährleisten, können bestimmte Dateien oder ganze Verzeichnisse im aktivierten Zustand explizit von der Analyse ausgeschlossen werden. Dafür müssen die Pfade in einer Datei hinterlegt werden, die “.aiexclude” benannt werden muss. Ohne Projektkontext lässt sich Gemini aber auch als allgemeiner Chatbot für Fragen rund um die Android-Entwicklung nutzen, ohne Projektdaten mit Google zu teilen – die Prompts aber natürlich schon.

Android Studio: Jellyfish und Koala, Gemini

Wenn man trotzdem auf Basis von ausgewähltem Code im Editor eine Aktion mit Gemini ausführen möchte, wird zusätzlich transparent per Dialog darauf hingewiesen, dass die Daten an Google übermittelt werden, um ungewollten Code-Übertragungen vorzubeugen. Die Ergebnisse solcher Aktionen, wie Code-Erklärungen oder Verbesserungsvorschläge, erscheinen übersichtlich im Gemini-Chatfenster und können von dort aus z. B. kopiert, direkt beim Cursor im Editor eingefügt oder in einer neuen Datei abgelegt werden. 

Zusätzlich steht eine KI-gestützte Code-Vervollständigung zur Verfügung, die den Projektkontext berücksichtigt und somit passende Vorschläge liefern kann – ähnlich wie GitHub Copilot. Für die Aktivierung dieser Funktion ist jedoch die Zustimmung zum Zugriff auf den Projektkontext erforderlich. 

Android Studio: Jellyfish und Koala, Code-Vervollständigung

An dieser Stelle ist aber besonders wichtig zu erwähnen, dass künstliche Intelligenz eine relativ neue Technologie ist, die noch nicht perfekt ist und weitere Entwicklung benötigt. Gemini macht aktuell noch zu viele Fehler – vor allem, wenn es um komplexere Sachverhalte geht. Deswegen sollte man den Antworten von Gemini auf keinem Fall blind vertrauen und die Informationen immer verifizieren – besonders Beginner. Google selbst weist darauf auch hin. Jedoch kann Gemini im aktuellen Zustand beispielsweise bei allgemeinen Fragen, der Suche nach Fehlerursachen, dem Beheben von Bugs oder dem Generieren einfacher Codestrukturen durchaus nützlich sein oder für die nötige Inspiration in manchen Situationen sorgen. 

IntelliJ Plattform Updates: Neue Funktionen für effizienteres Arbeiten

Jellyfish basiert auf IntelliJ 2023.3 und profitiert somit von einer Reihe neuer Funktionen der Entwicklungsplattform. Neben vollem Support für Java 21 Features, können folgende neue Funktionen die Entwicklung erleichtern: 

  • Schwebende Symbolleiste für Bearbeitungsaktionen: Eine neue schwebende Toolbar bietet bei ausgewähltem Code schnellen Zugriff auf häufig verwendete Bearbeitungsaktionen, wie z. B. Extrahieren oder Kommentieren. 
Android Studio: Jellyfish und Koala, Schwebende Symbolleiste für Bearbeitungsaktionen
  • „Run to Cursor“ Option im Debugger: Diese neue Funktion ermöglicht es im Debug-Modus, den Code per Klick eines Buttons im Editor bis zu einer bestimmten Zeile auszuführen, ohne manuell Breakpoints setzen zu müssen. 

Weitere Features: Verbesserte UI-Entwicklung

  • Farbblindheitsüberprüfung im Compose UI Check: Diese neue Funktion unterstützt Entwickler:innen bei der Erstellung barrierefreier Apps. Der Compose UI Check kann nun Previews von Compose-Designs in verschiedenen Farbmodi anzeigen und warnt z. B. bei zu schwachen Kontrasten. So kann schon vor dem Ausführen der App schnell festgestellt werden, ob die Designs für alle Nutzer:innen klar und deutlich erkennbar sind. 
  • Eingebetteter Layout Inspector: Jellyfish integriert den Layout Inspector direkt in das Fenster der ausgeführten Geräte. Entwickler:innen können so schnell und einfach auf wichtige UI-Informationen zugreifen, ohne zwischen verschiedenen Fenstern wechseln zu müssen. Die Rendering-Geschwindigkeit des Layout Inspectors wurde außerdem um 50 % verbessert, was eine flüssigere und reaktionsschnellere Interaktion ermöglicht. 

Eine vollständige Liste zu allen neuen Funktionen und Verbesserungen in Jellyfish ist hier zu finden. 

Android Studio Koala: Vielversprechendes Update

Android Studio Koala, das Mitte Juni 2024 veröffentlicht wurde, verspricht viele interessante Features und erweitert u. a. den Funktionsumfang der KI-gestützten Entwicklung. Die neuen Funktionen wurden für diesen Blogartikel mit den bereitgestellten Vorab-Versionen getestet. Dabei ist jedoch hervorzuheben, dass die erste Veröffentlichung noch nicht alle neuen Features enthalten wird. Es wird noch einen sogenannten Feature Drop geben, der als Update zu einem späteren Zeitpunkt erscheint. Die Vorab-Versionen dazu können hier heruntergeladen werden.

Gemini: Funktionserweiterungen und API-Vorlage

In Koala wird Gemini um neue Funktionen ergänzt, die den Entwicklungsprozess noch effizienter gestalten sollen. Zusätzlich können Entwickler:innen Gemini nun auch in ihre eigenen Apps einbinden und nutzen. 

  • Erstellung von generativen KI-Apps mit Gemini API-Vorlage: Android Studio kann bald verwendet werden, um Apps zu erstellen, die generative KI mithilfe des Google AI SDKs verwenden. Mit der Gemini API-Vorlage in Koala können KI-gestützte Funktionen, z. B. solche, die auf Textgenerierung und Bilderkennung basieren, in Apps integriert werden. Eine Anleitung dafür findet man hier. 
  • Benutzerdefinierte Code-Vorschläge (Feature Drop): In Koala können künftig benutzerdefinierte Aufforderungen an Gemini gegeben werden, um Code-Vorschläge zu generieren. Dazu kann im Kontextmenü unter „Gemini“ die Option „Transformiere ausgewählten Code“ gewählt werden. Darauf wird ein Eingabefeld angezeigt, in welches Entwickler:innen eine individuelle Aktionsaufforderung zu den Codezeilen definieren können. Es soll z. B. möglich sein, Gemini zu bitten, Code durch Umschreiben zu vereinfachen oder Klassen/Funktionen zu erweitern. Android Studio zeigt Geminis Codevorschlag dann als Code-Differenz in einem eigenen Fenster an, sodass die Vorschläge überprüft und nur gewünschte akzeptiert werden können. Darüber hinaus sollen alle Vorschläge durch weitere Aufforderungen angepasst bzw. verfeinert werden können. Zusätzlich wurde Gemini noch durch die Möglichkeit erweitert, Code sinnvoll zu dokumentieren oder zu kommentieren. 
Android Studio: Jellyfish und Koala, Gemini Codevorschlag
  • Analyse von Crash-Reports (Feature Drop): Entwickler:innen können Gemini in Koala auch nutzen, um Crash-Reports im Bereich App Quality Insights von der KI analysieren zu lassen und dabei Fehlerursachen zu identifizieren oder Lösungsvorschläge zu erhalten. Diese Informationen werden dann im Gemini-Chatfenster angezeigt. Solche Analysen können über einen neuen Button eingeleitet werden, der mit “Einblicke zeigen” betitelt ist und bei den einzelnen Berichten erscheint.

Aktuell ist es noch schwer abzuschätzen, wie gut die vorgestellten Erweiterungen letztendlich in dem Feature Drop Update funktionieren werden. Nach dem Test der Vorab-Version konnte jedoch schon festgestellt werden, das Fehler immer noch keine Seltenheit sind. Vor allem das neue Feature zur Codeumwandlung hat oft noch mit komplexeren Aufgaben Probleme oder interpretiert Befehle falsch – hier müssen die Worte besonders präzise gewählt werden, um ans Ziel zu gelangen. Google bietet in diesem Kontext eine Website an, auf der sie Gemini in Android Studio vorstellt und u. a. auch Tipps liefert, um beste Ergebnisse zu erhalten. 

IntelliJ Plattform Updates: Bessere Übersicht und Navigation

Android Studio Koala wird IntelliJ 2024.1 beinhalten und führt damit neben einem überarbeiteten Terminal u. a. zwei neue Features ein, welche die Übersicht und Navigation im Code vereinfachen: 

  • Sticky Lines: Eine neue Funktion namens “Sticky Lines” im Editor vereinfacht die Arbeit mit langen Dateien und die Erkundung von neuem Code. Diese Funktion hält wichtige Strukturelemente wie den Anfang von Klassen oder Methoden beim Scrollen oben im Editor fest und bietet die Möglichkeit, durch Klicken auf eine angeheftete Zeile schnell und zielgerichtet durch den Code zu navigieren. Dadurch sind beispielsweise auch Lambdas ersichtlich, welche im aktuellen Kontext relevant sind. 
Android Studio: Jellyfish und Koala, Sticky Lines
  • Inline Breakpoints: Koala wird einen intuitiveren Workflow zum Setzen von Breakpoints in Zeilen bieten, die Lambda-Funktionen oder Rückgabewerte enthalten. Sobald ein Breakpoint gesetzt wird, indem auf die linke Randleiste geklickt wird, zeigt die Entwicklungsumgebung automatisch Inline-Markierungen an, an denen zusätzliche Breakpoints gesetzt werden können. Jeder Breakpoint kann unabhängig konfiguriert werden, was erweiterte Debugging-Möglichkeiten eröffnet. Zuvor war das nur über ein kleines Fenster mit einer Liste an Breakpoints möglich. 

Weitere Features: Hilfreiche Neuerungen (Feature Drop)

  • Schnellzugriff auf Einstellungen der Geräte-UI: Koala vereinfacht die Entwicklung, indem es direkten Zugriff auf wichtige Einstellungen der Geräte-UI bietet. Entwickler:innen können nun Schriftgröße, Bildschirmgröße und andere Einstellungen direkt in Android Studio anpassen, was sowohl bei physischen Geräten als auch bei Emulatoren Zeit spart.
Android Studio: Jellyfish und Koala, Schnellzugriff auf Einstellungen der Geräte-UI
  • Integration Google Play SDK: Die Integration des Google Play SDK Index bietet Entwickler:innen einen umfassenden Überblick über potenzielle Probleme mit ihren Apps. Warnungen aus der Google Play SDK Console werden nun direkt in Android Studio angezeigt, sodass Probleme behoben werden können, bevor die Anwendung zu Google Play hochgeladen wird. 

Außerdem wird Live Edit für Compose standardmäßig aktiviert sein, die Geschwindigkeit von USB-Kabel wird erkannt und die Performance-Analyse konnte mit dem verbesserten Profiler erheblich beschleunigt werden. Eine vollständige Liste zu allen neuen Funktionen und Verbesserungen in Koala ist hier zu finden. 

Fazit: Der Grundstein für die Zukunft ist gelegt

Android Studio Jellyfish und Koala bieten interessante Neuerungen an, welche die App-Entwicklung noch effizienter und intuitiver gestalten können. 

Gemini, der neue KI-Assistent in Android Studio, kann den Entwicklungsprozess durch das Beantworten von Fragen, Unterstützung durch Code-Vorschläge und weitere Funktionen verbessern. Obwohl dessen Ergebnisse oft noch kritisch hinterfragt werden müssen und er eher für weniger komplexe Tasks benutzt werden sollte, zeigt er das Potential, welches von künstlicher Intelligenz ausgeht und an welchen Stellen sie Entwickler:innen sinnvoll unterstützen kann. Die Qualität wird sich mit dem neuen Gemini 1.5 Pro Modell voraussichtlich auch noch einmal verbessern. Zudem wären Offline-Features mit Gemini Nano denkbar, um Privatsphäre und Geschwindigkeit zu erhöhen.

Darüber hinaus bringen die IntelliJ Plattform-Updates weitere kleinere Anpassungen mit sich, welche bestehende Workflows sinnvoll optimieren. Auch bei der Performance konnten weitere Erfolge verzeichnet und die Entwicklungsumgebung generell um einige hilfreiche Funktionen ergänzt werden – beispielsweise bei der UI-Entwicklung oder der Fehleranalyse 

Die Zukunft der App-Entwicklung ist deswegen sehr spannend und vielversprechend. Android Studio Jellyfish und Koala ebnen den Weg für noch innovativere und benutzerfreundlichere Apps und lassen Entwickler:innen mit Vorfreude auf künftige Releases der Entwicklungsumgebung blicken. 

Weitere Quellen

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